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Der Flughafen der Zukunft

Wie gelingt es, dass Fliegen deutlich emissionsärmer wird? Eine Frage, mit der sich die Luftfahrt dringend beschäftigen muss. Denn Experten gehen davon aus, dass der Flugverkehr bis 2050 um 165 Prozent steigen wird. Hinzu kommen neue Umwelt-Vorgaben der EU-Kommission. Dr.-Ing. Klaus-Jürgen Schwahn, Geschäftsführer des Flugplatzes Schönhagen, forscht mit seinem Team an einer ganzheitlichen Lösung des Problems – und gehört damit zu den Pionieren auf diesem Gebiet.

„Vielleicht liegt es an unserer besonderen geografischen Lage“, sagt Klaus-Jürgen Schwahn, denn durch diese wurden wir von Anfang an vor besondere Herausforderungen gestellt.“ Der Flugplatz Schönhagen ist in die Wald-, Heide- und Seenlandschaft des Naturparks Nuthe-Nieplitz eingebettet – einem Landschaftsschutzgebiet südwestlich von Berlin. Für den Geschäftsführer Herrn Dr.-Ing. Schwahn bedeutete das schon immer, einen Balanceakt: „Unsere langjährige Kooperation mit der Naturparkverwaltung zeigt jedoch, dass Natur und Technik nicht unbedingt Gegensätze sind und sich auch im Einklang weiterentwickeln können.“

Neue Netzwerke entstehen

Mit 180 stationierten Luftfahrzeugen sowie dem Luftfahrt-Technologiepark, in dem 36 Unternehmen angesiedelt sind, gehört Schönhagen zu den größten regionalen Verkehrslandeplätzen Deutschlands. Doch der Grund dafür, dass die Öffentlichkeit verstärkt auf Schönhagen schaut, ist ein anderer: Die geplante Entwicklung eines besonderen Konzepts zum emissionsarmen Flugbetrieb. „Wir sind der Meinung, dass es nicht ausreichen wird neue Flugzeuge in die Luft zu bringen, wenn die Rahmenbedingungen für Infrastruktur, Energieversorgung, Flugbetrieb, Sicherheitskonzepte und Zertifizierung fehlen“, so Dr.-Ing. Klaus-Jürgen Schwahn. „Es ist der ganzheitliche Ansatz, der unser Projekt so besonders macht und dieser ist – meines Wissens nach – in Deutschland einmalig.“

Unter dem Stichwort „Airport of the Future“ beteiligt sich der Verkehrslandeplatz Schönhagen gemeinsam mit TotalEnergies am Netzwerk „Konsortium Innovative Flugplatzstrategien für einen emissionsfreien Regionalluftverkehr“ (KIFER), das vom Innovationsbündnis für emissionsarme Flugantriebe (IBEFA) gegründet wurde. Ziel des Bündnisses ist es, die Ressourcen kleiner, mittlerer und großer Unternehmen sowie der Wissenschaftseinrichtungen zu bündeln, gefördert wird das Ganze vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und vom Land Brandenburg.

Emissionsfrei über den Wolken

Der Flugplatz Schönhagen aus der Luft

„Während Elektromobilität im Straßenverkehr derzeit in aller Munde ist, gestaltet sich das Ganze bei der Luftfahrt schwieriger. Allein die Batterien wären hier schon zu schwer“, erklärt Herr Dr.-Ing. Schwahn. „Daher ist für uns zum Beispiel das Thema Hybridantrieb in Verbindung mit einem synthetischen Power to Liquid-Kraftstoff (PtL) interessant. Um diesen zu erzeugen, wird Regenerative Energie – z.B. aus Wind und Sonne – umgewandelt. Dafür wird Wasser und CO2 benötigt – und das haben wir eh in der Luft.“ Alle Komponenten, die man zur Erzeugung braucht, stünden also unbegrenzt zur Verfügung. „Es handelt sich hier um einen komplett CO2-neutralen Prozess, da man dieselbe Menge CO2 produziert, die man vorher aus der Luft genommen hat“, sagt der Experte begeistert.  Ein Luftfahrzeug, das mit Hybridmotor und PtL-Kraftstoff unterwegs ist, also einem Elektromotor als Primärantrieb und einem Stromerzeuger, der PtL-Kraftstoff verbrennt, sei damit fast zu hundert Prozent umweltneutral und sehr leise.

Pilotprojekt Hybridtankstelle

„Unser Ziel ist unter anderem, den Kraftstoff, den man verbraucht, direkt vor Ort zu erzeugen“, erklärt Dr.-Ing. Klaus-Jürgen Schwahn. „Am Flugplatz Schönhagen wurde im Sommer 2018 eine Studie abgeschlossen, die die Voraussetzungen zur Errichtung einer Hybridtankstelle untersucht hat. Hybrid heißt in diesem Fall, dass mehrere Energieträger, wie regenerativ erzeugter Strom, Wasserstoff und synthetischer Power to Liquid-Kraftstoff bereitgestellt werden.“ Schließlich wisse man heute noch nicht, welche Technik sich morgen durchsetzen wird und so könnten sich die verschiedenen Technologien parallel entwickeln. „Im Idealfall lassen sich diese Energieträger dann direkt dort erzeugen, wo sie verbraucht werden, nämlich auf dem Flugplatz.“

Gerade für die vielen kleineren Abnehmer, wie regionale Flugplätze, könnte die lokale Erzeugung regenerativer Energieträger eine interessante Zukunftslösung sein. „Bis dahin müssen allerdings noch einige Fragestellungen gelöst werden“, so Dr.-Ing. Klaus-Jürgen Schwahn. Dabei setzt er auch auf innovative Ideen junger Wissenschaftler, denn durch die Zusammenarbeit mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie den Betrieben am Flugplatz entstehen regelmäßig neue Forschungs- und Entwicklungsprojekte. „Im letzten Jahr haben wir die Bachelor-Arbeit einer Luftfahrttechnik-Studentin der Technischen Hochschule Wildau betreut, die sich genau mit diesen Fragestellungen beschäftigte. Ihre Arbeit hat uns sehr weitergeholfen und sie wurde dafür sogar mit dem Lilienthal-Preis ausgezeichnet.“

Es bleibt spannend

Und während am Flugplatz Schönhagen fleißig weiter geforscht wird, freut sich Geschäftsführer Herr Dr.-Ing. Schwahn auch über die kleinen Erfolge in Sachen Luftfahrt und Nachhaltigkeit: Denn immerhin kann der Strombedarf des Flughafens bereits weitgehend durch eine Solaranlage gedeckt werden, auch über eine eigene Bio-Kläranlage verfügt man. „Wenn es uns jetzt noch gelingt, eine Hybridtankstelle als Pilotanlage zu errichten, wäre das ein absoluter Meilenstein für uns!“

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